Wirtschaftsentwicklung in Brasilien

Motor der Wirtschaft in Südamerika

50 Real geldschein auf BilanzgrafikBrasilien war schon immer ein Land mit großen Potentialen und enormen wirtschaftlichen Möglichkeiten. Das an Fläche und auch an Bevölkerung reiche Land ist in beiden Kenngrößen immerhin das fünftgrößte Land der Erde und verfügt über riesige landwirtschaftliche Anbauflächen und enorme Bodenschätze. Einem wirtschaftlichen Durchbruch standen aber auch schon immer feudale Strukturen in Politik und Wirtschaft im Weg. Korruption, Ausbeutung und eine Sklavenhalter – Mentalität der Eliten, die im Zuckerohranbau bis heute präsent ist, verhinderten einen starken Binnenmarkt und eine nachhaltige wirtschaftliche und industrielle Entwicklung.

 

Auch nach Einführung der präsidialen Demokratie änderte sich vorerst nichts an den Macht- und Einflussstrukturen der feudalen Großgrundbesitzer auf Politik und Wirtschaft. Inflation, überbordende Staatsverschuldung und Misswirtschaft führten Brasilien im Jahre 2002 fast in den Staatsbankrott. Im Jahre 2007 wurde von der brasilianischen Regierung das Programm zur Beschleunigung des Wirtschaftswachstums – PAC „Programa de Aceleracáo do Crecimento“ – beschlossen, welches Investitionen von mehr als 380 Milliarden Euro zum Inhalt hatte. Das Konjunkturprogramm wurde 2010 erweitert und enthält einen Plan für die Erweiterung der Infrastruktur, des Städtebaus und der Energiewirtschaft. Die Investitionssumme bis 2014 wurde um nochmal 400 Milliarden Euro erhöht.

 

Seit 1991 ist Brasilien Mitglied im Mercosur, einem Wirtschaftsverbund zwischen Argentinien, Brasilien, Paraguay, Uruguay und Venezuela, der einen gemeinsamen Markt von 260 Millionen Menschen schafft. Korrespondierende Mitglieder sind Chile, Bolivien, Peru, Kolumbien und Ecuador. Zahlreiche Gespräche und Wirtschaftsabkommen finden mit Mexiko statt.

 

2007 beschlossen die Mitgliedsländer von Mercosur die Gründung einer von IWF und von der Weltbank unabhängigen „Bank des Südens“ die den Mitgliedsstaaten zu den notwendigen Investitionen für ihr wirtschaftliches Wachstum verhelfen soll. Darüber hinaus ist Brasilien Mitglied der BRICS – Staaten, einer wirtschaftlichen Staatengruppierung, die 40% der Weltbevölkerung und 22% des weltweiten Bruttoinlandsproduktes vertritt. BRICS bedeutet hier Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika. Rege Handelsbeziehungen und intensiver Austausch in Fragen des Wirtschaftswachstums prägen die Zusammenarbeit.

 

Ölbohrinsel vor Brasiliens KüsteTrotz einer immer noch hohen Staatsverschuldung in Höhe von etwa 60% des jährlichen Bruttosozialproduktes kann die Haushaltspolitik Brasiliens als ausgeglichen bezeichnet werden.

 

Der Haushaltsüberschuss beträgt 1,9% des Bruttosozialproduktes.

 

Die konsequente Förderung der Binnen-Nachfrage durch Schaffung von Arbeitsplätzen mit Mindestlöhnen hat in Brasilien in den letzten sechs Jahren einen einzigartigen Aufschwung hervorgerufen. Die scheinbar unerschöpflichen Vorräte an Bodenschätzen, allen voran Eisen, Gold und Erdöl, sowie die riesigen landwirtschaftlichen Nutzflächen, die für Rinderzucht und Zuckerrohranbau genutzt werden, sind eine wichtige für den weiteren wirtschaftlichen Aufschwung. Allein die vermutet Menge an Eisenerz in Brasilien kann den Weltbedarf für die nächsten 500 Jahre decken. Brasilien produziert mehr als die Hälfte der Stahlproduktion Lateinamerikas und ist damit in Lateinamerika der größte Stahlproduzent. Neue Erdölfunde an den Küsten im Süden Brasiliens, neue massive Goldfunde und die Erschließung neuer Eisenerzvorkommen hat das Interesse und die Investitionsbereitschaft internationaler Investoren geweckt.

 

Seit 2006 ist kann sich Brasilien sogar selbst mit Rohöl versorgen. Es muss lediglich Leichtöl aus dem Ausland importiert werden, damit das selbstgeförtede Schweröl damit verdünnt werden kann.

 

Weitere wirtschaftlich bedeutende Bodenschätze sind Diamanten, Kohle, Silber, Mangan, Nickel, Bauxit, Zinn und Tantal – ein metallisches Erz, das für die elektronische Industrie und für die Anfertigung von Körperimplantaten wichtig ist. Bei diesem Erz ist Brasilien der zweitwichtigste Produzent weltweit.

 

Lastwagen im RegenwaldAusgenommen die Diamanten stammen allein 60% aller weltweit geförderten Edelsteine aus Brasilien. Brasilien ist der größte Zuckerproduzent der Welt. Von konjunkturell bedingten Schwankungen abgesehen kann sich Brasilien bei Fortsetzung der jetzigen wirtschaftlichen Entwicklung langfristig zur Industrienation Nummer eins auf dem gesamten amerikanischen Kontinent entwickeln. Wirtschaftsexperten sprechen inoffiziell gelegentlich auch schon mal vom „Neuen Amerika der Zukunft“. Die Situation gleicht der Goldgräberstimmung in den USA des 18. und 19. Jahrhunderts. Die wirtschaftliche Aufbruchstimmung in Brasilien hat Einfluss auf den gesamten südamerikanischen Kontinent, weshalb Brasilien gern als der Motor der südamerikanischen Wirtschaft bezeichnet wird.

 

Geringe Arbeitslosigkeit, stabiles Wirtschaftswachstum mit ein- bis zweistelligen Zuwachsraten in den letzten Jahren, ein Boom der Infrastruktur und der Kaufkraft im Inland, sowie ein Wachstum des weltweiten Ansehens nicht zuletzt durch die Austragung der Fußball-WM 2014 und der Olympischen Spiele 2016 bewirken zusammen genommen eine geradezu einzigartige Entwicklung.

 

Obwohl es in Brasilien eine vielfältige und einzigartige Natur gibt, die dem Land den Beinamen „Der grüne Riese“ eingebracht hat, besitzt der Tourismus nur einen Anteil von 0,5% am Bruttosozialprodukt.

 

Jährlich besuchen etwa fünf Millionen Touristen das Land, von denen ein beachtlicher Anteil auf die Besucher des Karnevals von Rio de Janeiro entfällt. Sehenswert sind aber auch die Nationalparks, die Strände an der Pazifikküste, der Regenwald des Amazonas und die Städte und Kulturdenkmäler. Brasilien ist in vieler Hinsicht ein Land der Superlative.